Demenz ist keine bestimmte Krankheit, sondern eine Sammelbezeichnung für eine Reihe von Krankheiten, die zu Demenzsymptomen führen können. Die Krankheiten beeinträchtigen das Gedächtnis, das Gehirn und die sozialen Fähigkeiten der Person so stark, dass der Alltag der Person negativ beeinflusst wird.
Dieser Artikel behandelt folgende Themen:
Demenz ist eine Sammelbezeichnung für mehr als 200 Krankheiten, die das Gehirn negativ beeinflussen. Die Krankheiten werden mit der Zeit ernster und beeinträchtigen das Gehirn immer mehr. Alle Demenzkrankheiten zerstören Gehirnzellen. Die Gehirnschäden können nicht repariert oder gestoppt werden.
Das Gehirn besteht aus Nervenzellen, die miteinander kommunizieren, indem sie Nachrichten aneinander schicken. Demenz zerstört die Nervenzellen, sodass die Nachrichten nicht korrekt vom Gehirn und an das Gehirn gesendet werden können. Der Körper und das Gehirn können nicht normal funktionieren, falls die Nachrichten zwischen den Nervenzellen nicht korrekt oder gar nicht weitergeleitet werden.
Unabhängig davon, an welcher Demenzkrankheit man leidet, und welcher Teil des Gehirns betroffen ist, läuft Demenz von Person zu Person äußerst unterschiedlich ab. Das Gedächtnis der meisten Demenzerkrankten lässt nach. Gedächtnisprobleme sind aber nicht gleichbedeutend mit einer Demenzkrankheit – sie können zahlreiche Ursachen haben. Falls der Verdacht besteht, dass man selbst oder ein Angehöriger an Demenz erkrankt sein könnte, sollte sich die betroffene Person deshalb von einem Arzt untersuchen lassen.
Die Symptome sind unterschiedlich und hängen davon ab, an welcher Demenzkrankheit man leidet. Die häufigsten Symptome sind:
Personen mit Demenz kann es schwerfallen, sich an neue Informationen zu erinnern. Sie können sich an Orten verirren, die sie gut kennen, und ihnen können Namen entfallen. Die Angehörigen bemerken oft als Erste, dass der Demenzerkrankte vergesslicher zu sein scheint. Er kann z. B. die gleiche Geschichte viele Male erzählen oder ständig vergessen, wo er seine Schlüssel, seinen Geldbeutel, seine Brille oder sein Telefon hingelegt hat.
Demenzkrankheiten beeinträchtigen das Gehirn und dadurch seine Funktionsweise. Zuvor leichte Aufgaben können der Person mit Demenz auf einmal schwerfallen. Die Konzentrationsfähigkeit lässt nach, und es fällt der Person schwer, etwas zu planen oder einen Koffer zu packen. Manche Demenzerkrankte können sich nicht richtig in Zeit und Raum orientieren und ziehen sich z. B. mitten in der Nacht an, um zur Arbeit zu gehen – obwohl sie schon seit vielen Jahren Rentner sind. Wieder andere verirren sich leicht, obwohl sie sich ganz in der Nähe ihrer Wohnung befinden. Die damit verbundene Verwirrung und Hilflosigkeit können sehr unangenehm sein und ein Gefühl der Unsicherheit erzeugen. In manchen Fällen kann ein Ortungsgerät das Sicherheitsgefühl des Demenzerkrankten und der Angehörigen verbessern. Mit der Nutzung von GPS-Sendern für Personen mit Demenz sind jedoch auch einige ethische und technische Probleme verbunden.
Es kann auch Probleme bereiten einzukaufen, da es der Person mit Demenz schwerfallen kann, Entscheidungen zu treffen. Waren auszuwählen und für sie zu bezahlen kann deshalb zur Unmöglichkeit werden.
Personen mit Demenz sind oft rastlos und können nur schwer stillsitzen. Wieder andere möchten am liebsten ihre Ruhe haben und nicht an Aktivitäten teilnehmen, die ihnen früher Freude bereitet haben.
Wenn sich die Krankheit mit der Zeit verschlimmert, können Körperfunktionen Probleme bereiten, da die Signale des Gehirns nicht länger normal funktionieren. Manchen Personen fällt es schwer zu gehen, andere benötigen beim Essen Hilfe. Glücklicherweise gibt es Hilfsmittel für Personen mit Demenz, die den Alltag erleichtern können.
Personen mit Demenz können sich viele Male wiederholen, und es kann ihnen schwerfallen, zu lesen und zu schreiben. Manche Demenzerkrankte ziehen sich zurück, falls es ihnen Probleme bereitet, die rechten Worte zu finden oder Gespräche mitzuverfolgen. Ein schlechtes Selbstwertgefühl, Angst, Depressionen und Stimmungsschwankungen sind daher nicht unnormale Begleiterscheinungen einer Demenzkrankheit.
Ein gemütliches Beisammensein mit der Person mit Demenz ist durchaus möglich, auch wenn die Kommunikation schwierig ist. Hier können Sie unsere Ratschläge einsehen, wie man mit Demenzerkrankten kommunizieren sollte.
Die Persönlichkeit kann sich verändern, da das Gehirn mit der Zeit immer mehr in Mitleidenschaft gezogen wird. Bisher sehr aufgeschlossene Personen können nun introvertiert sein und keine Lust haben, sich mit Freunden oder Familienmitgliedern zu treffen. Personen, die bisher sehr zurückhaltend waren, können umgekehrt auf einmal sehr gesellschaftlich und redselig sein.
Demenzkrankheiten können leider auch dazu führen, dass sich der Erkrankte verfolgt fühlt oder sich plötzlich sehr aufregt und wütend wird – oder dass er beginnt, Dinge zu sehen und zu spüren, die es gar nicht gibt. Manchen Erkrankten fällt es schwer, sich der jeweiligen Situation entsprechend zu verhalten. Es kann geschehen, dass der Erkrankte bei einer Beerdigung laut lacht, während des Essens in der Nase bohrt oder rülpst oder sich an alle in seiner Nähe heranmacht.
Man sollte zum Arzt gehen, falls man Gedächtnisprobleme hat oder andere Demenzsymptome aufweist. Gewisse Krankheiten (wie z. B. Depression) haben Symptome, die den Symptomen von Demenz ähneln. Deshalb sollte man sich bei Demenzverdacht umgehend vom Arzt untersuchen lassen, damit die richtige Diagnose gestellt und eine geeignete Behandlung eingeleitet werden kann.
Die meistverbreiteten Demenzkrankheiten sind alle unheilbar. Sie verschlimmern sich sogar mit der Zeit. Die Entwicklung einiger Symptome kann durch Behandlung abgeschwächt oder verzögert werden.
Wie die Demenzsymptome behandelt werden, hängt in hohem Maße davon ab, durch welche Demenzkrankheit sie verursacht werden. Es gibt mehr als 200 Demenzkrankheiten. Die fünf häufigsten sind:
Die Alzheimer-Krankheit ist die meistverbreitete Demenzkrankheit. Mehr als die Hälfte aller Demenzerkrankten leiden an der Alzheimer-Krankheit. Die Alzheimer-Krankheit ist eine körperliche Krankheit, die die Strukturen im Gehirn verändert und die Fähigkeit der Gehirnzellen vermindert, miteinander zu kommunizieren. Zuletzt sterben die Gehirnzellen.
Man weiß nicht, warum eine Person an Demenz erkrankt. Bei einigen wenigen Alzheimerpatienten wird die Krankheit durch genetische Faktoren ausgelöst. Man meint, dass die übrigen Fälle mit der Chemie des Gehirns zusammenhängen. Aber man weiß nicht genau, wodurch die Krankheit ausgelöst wird.
Die Symptome der Alzheimer-Krankheit treten mit der Zeit immer deutlicher hervor. Konzentrationsfähigkeit, Gedächtnis und Kommunikationsfähigkeiten verschlechtern sich. Es fällt der Person auch immer schwerer zu lesen, zu schreiben, zu zählen, den Weg zu finden oder kleine Aufgaben zu planen.
Es gibt Arzneimittel, die die Entwicklung der Alzheimer-Krankheit bremsen können. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es leider nicht möglich, der Alzheimer-Krankheit vorzubeugen oder sie zu heilen.
Vaskuläre Demenz ist die zweithäufigste Demenzkrankheit. Sie tritt auf, weil die Blutgefäße beschädigt worden sind, die das Gehirn mit Blut versorgen. Die Schäden werden in der Regel durch Blutgerinnsel, Blutungen oder Sauerstoffmangel im Gehirn verursacht.
Die Symptome hängen davon ab, welche Teile des Gehirns beschädigt wurden. Sie können daher von Person zu Person sehr unterschiedlich sein. Gedächtnisverlust tritt bei Personen mit Vaskulärer Demenz nicht so deutlich auf wie bei Personen, die an der Alzheimer-Krankheit erkrankt sind. Personen mit Vaskulärer Demenz denken oft langsamer und haben Konzentrationsprobleme. Darüber hinaus können sie an einem Gefühl der Gleichgültigkeit und fehlender Lust leiden, etwas zu unternehmen. Genau wie Alzheimerpatienten können Personen, die an Vaskulärer Demenz erkrankt sind, auch Sprach- oder Orientierungsprobleme bekommen.
Man kann die Symptome durch korrekte Medikation einigermaßen im Schach halten, auch wenn der Demenzerkrankte nicht ganz das gleiche Funktionsniveau wie vor der Erkrankung erreicht.
Es ist leider nicht ungewöhnlich, dass Personen mit Vaskulärer Demenz auch an einer Depression erkranken. Es können auch große Stimmungsschwankungen auftreten. Zudem kann es dem Erkrankten schwerfallen, Tränen und Gelächter im Griff zu behalten – er kann plötzlich zu weinen oder zu lachen beginnen, obwohl ihm eigentlich nicht danach zumute ist.
Personen mit Lewy-Körper-Demenz können halluzinieren, schlafwandeln, zu Unaufmerksamkeit neigen und an Konzentrationsproblemen leiden. Der Erkrankte hat nicht nur Demenzsymptome, sondern auch Symptome der Parkinson-Krankheit. Es kann für ihn schwierig sein, die Gliedmaßen im Griff zu behalten. Er bewegt sich oft langsam, hat steife Muskeln und zittert.
Die Tendenz zur Unaufmerksamkeit und die Orientierungsprobleme können an die Symptome der Alzheimer-Krankheit erinnern. Im Gegensatz zur Alzheimer-Krankheit können sich die Symptome der Lewy-Körper-Demenz jedoch innerhalb kurzer Zeit erheblich verschlechtern oder auch deutlich verbessen. Die Symptome der Alzheimer-Krankheit sind relativ stabil und verschlechtern sich ausschließlich.
Die Ursachen der Lewy-Körper-Demenz sind unbekannt. Der Name der Krankheit stammt von den Ablagerungen im Gehirn, die man bei verstorbenen Personen mit Lewy-Körper-Demenz, Parkinson-Krankheit und Alzheimer-Krankheit gefunden hat. Die Ablagerungen zerstören die Gehirnzellen und werden Lewy-Körper genannt.
Personen mit Lewy-Körper-Demenz können:
Die Lewy-Körper-Demenz ist unheilbar. Arzneimittel können die Demenzsymptome jedoch vorübergehend abschwächen.
Frontotemporale Demenz wird auch Pick-Krankheit oder Morbus Pick genannt. Sie ist eine Sammelbezeichnung für Gehirnkrankheiten, die die Gehirnzellen in den Frontallappen (Stirnlappen) und den Temporallappen (Schläfenlappen) zersetzen. Die betroffenen Bereiche des Gehirns haben für die Persönlichkeit, das Verhalten und die Sprache Bedeutung. Zu den Symptomen zählen deshalb starke Persönlichkeitsveränderungen, Sprachprobleme und psychiatrische Symptome.
Personen mit Frontotemporaler Demenz beginnen, sich vollkommen anders als bisher zu verhalten. Die Änderungen werden mit der Zeit immer deutlicher. Die Demenz führt dazu, dass die betroffene Person impulsiv handelt und nicht über die Folgen ihres Verhaltens oder ihrer Worte nachdenkt. Vielen Erkrankten sind andere Menschen und soziale Normen egal. Sie beginnen deshalb oft, viel zu schnell zu fahren, sich unverblümt an andere heranzumachen oder zu viel zu trinken oder zu essen. Das Gedächtnis wird hingegen erst in den Endstadien der Krankheit wesentlich beeinträchtigt.
Die Semantische Demenz ist mit der Frontotemporalen Demenz verwandt. Wenn die Gehirnzellen in den Temporallappen nach und nach zerstört werden, verlieren die Wörter mit der Zeit ihre Bedeutung, und das Allgemeinwissen schwindet. Der Demenzerkrankte vergisst, wie Dinge heißen und wie man sie verwendet.
Zuerst vergisst man Wörter und Namen von Gegenständen, die man nur selten verwendet. Mit der Zeit beginnt der Demenzerkrankte, auch die Bedeutung von Alltagswörtern wie „Buch“ oder „Kaffeetasse“ zu vergessen. Man hat nicht nur Probleme damit, sich zu erinnern oder die richtigen Worte zu finden, sondern auch damit, Namen von Dingen und Begriffe zu verstehen. Später bereitet es auch Schwierigkeiten, Dinge und Personen zu erkennen und sich an ihre Namen zu erinnern.
Obwohl die Sprache stark beeinträchtigt ist, können die meisten Personen mit Semantischer Demenz ohne Weiteres Wörter wiederholen und fließend mit normaler Geschwindigkeit reden. Die meisten können sich auch gut an Ereignisse erinnern.
Falls die Krankheit andere Teile des Gehirns befällt, wird nicht nur die Sprache beeinträchtigt. In diesem Fall können sich die Persönlichkeit, das Verhalten und die Essgewohnheiten des Erkrankten ändern.
Manchmal ist es möglich, die Entwicklung von Demenz und demenzähnlichen Symptomen zu behandeln oder sogar zu stoppen. Zum Beispiel dann, wenn diese durch eine der folgenden Ursachen ausgelöst werden:
Normaldruckhydrozephalus
Wird der Druck im Gehirn zu hoch, kann man Gehprobleme bekommen und an Harninkontinenz und Gedächtnisverlust leiden. Die Symptome verschwinden in der Regel, wenn der Druck entfernt wird.
Man unterscheidet zwischen Demenzkrankheiten, seltenen Demenzkrankheiten und demenzähnlichen Zuständen.
Die meistverbreiteten Demenzkrankheiten sind:
Zu den selteneren Demenzkrankheiten zählen u. a.:
Manche Zustände sind nicht Demenzkrankheiten, lösen aber Symptome aus, die an Demenz erinnern. Ursache dieser Symptome können z. B. sein:
Infektionen und Krankheiten des Immunsystems
Hat man Symptome, die an die Symptome von Demenz erinnern, sollte man umgehend seinen eigenen Arzt aufsuchen. Manche Krankheiten und Zustände können an Demenz erinnern, ohne Demenz zu sein. Demenzähnliche Krankheiten können oft behandelt werden, falls die Behandlung schnell eingeleitet wird.
Der Arzt stellt dem Patienten Fragen zu seinen Symptomen, um zu ermitteln, ob der Patient an Demenz erkrankt ist. Der Arzt fragt auch, ob andere Familienmitglieder ähnliche Symptome gehabt haben. Die mentale und die körperliche Gesundheit werden ebenfalls untersucht. Dabei testet der Arzt u. a. die Konzentrationsfähigkeit und das Gedächtnis. Er fragt auch nach Stimmungsschwankungen, Verhaltensänderungen und Persönlichkeitsveränderungen. Oft werden auch Blutproben entnommen, das Gehirn gescannt oder ein Röntgenbild des Brustkastens gemacht, um zu untersuchen, ob Herz und Lungen gesund sind.
Falls die ersten Untersuchungen auf Demenz hindeuten, kontaktiert der Arzt einen Neurologen oder eine Gedächtnisambulanz. Sie verfügen über besondere Erfahrung, was die Untersuchung und Behandlung von Demenzkrankheiten betrifft.
Demenzkrankheiten können viel mehr als nur das Gedächtnis beeinflussen. Der gesamte Körper kann betroffen sein. Demenzkrankheiten können u. a. auch zu folgenden Problemen führen:
Obwohl es keinen Leitfaden gibt, mit dem man Demenz sicher verhindern kann, deutet die Demenzforschung darauf hin, dass Änderungen der Lebensweise Demenz verhindern oder bremsen können. Alles, was das Herz gesund hält, hilft auch dabei, das Gehirn gesund zu halten. Deshalb sollten Sie:
Es ist nicht bewiesen, dass z. B. Puzzles gutes Gehirntraining sind. Forscher haben jedoch festgestellt, dass man das Gehirn stimulieren kann, indem man z. B. eine neue Sprache lernt, da dies viele Teile des Gehirns miteinbezieht und dadurch zu seiner Gesundheit beiträgt.
Otiom – Freiheit und Sicherheit für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen
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